intrans

intrans fügt sich zusammen aus intra für innerhalb und trans für “darüber hinaus”.
Hier findest Du Texte, in denen ich bzw. etwas in mir versucht,
die Wahrnehmung des Einen im immer vorhandenen Widerspruch zu orten.

Grundlage ist das Tao Te King.

01

Benenne die Stille
und dir entgeht ihr innerstes Wesen.
Sie, die dich atmet, kannst du eratmen,
sie, aus der du quillst, kannst du trinken.
Stille kann nur Stille heißen
auf menschlicher Zunge, im menschlichen Geist.
Stille ist Anfang und Ende von allem, was ist.
Alles was ist, kann deshalb nicht still sein.
Schöpfung ist Klang,
Entschöpfung ist Stille.
Stille kann nicht unendlich sein,
weil sie nicht endlich ist,
sie ist Wunder und Geheimnis des Wunders zugleich.
Sie findest du jenseits der Dinge und Wesen.
Und doch ist kein Klang ohne Stille,
sind Klang und Stille im Tiefsten eins.
Denn die Stille hinter der Stille gebiert beide
und so auch dich.

02

Die Schönheit der Erde ist die Schönheit im Geist.
Das Hässliche ist die Mutter des Schönen
wie das Schöne die Mutter alles Hässlichen ist.
Kein Horizont ist ohne Sicht.
Die Hoffnung entbindet sich dem Ausweglosen,
das Sein dem Nichtsein.
Frau und Mann sind Osten und Westen,
ohne die weder Kreis wäre noch Kreuz.
Das Innen ist im Außen verborgen,
das Außen im Innen aufgehoben.
Sie sind Pulsschlag und Zeit.

Dies ist der Mensch: das Verbundene.
Er ist weder Mann noch Frau,
weder hoffend noch ausweglos,
dem Sterben bescheidet er sich wie dem Leben,
ist die Schwingung und nicht das Pendel,
der Flug, nicht der Vogel.
Was er spricht, gilt ihm als ungesagt,
was er tut, hinterlässt er im Tun,
Wissen scheidet er nicht von Ahnung.
Was Leben heißt, fragt er nicht,
die Grenzen der Liebe versteht er nicht.

03

Dem Volk zugetan sein heißt,
die Würde des Volkes erkennen in der Würde des Einzelnen.
So entbindet sich Glück zwischen den Einzelnen und im Volk.
Die Würde erkennen heißt,
sich verneigen vor Freude und Furcht des Einzelnen
ungeachtet seiner Leistung.
Verneigen aber kann sich der Mensch nur
im Gewiss-Sein eigener Unwissenheit.

So wendet sich der Mensch an seine Geschwister:
Er achtet ihren Hunger und stillt ihre Sehnsucht,
damit Zukunft entsteht, wo die Hoffnung vergeblich war.
Er führt sie in ihre Kraft,
so dass ihre Wünsche sich schließen wie offene Wunden
und die Welt ihnen, statt Illusion, Heimat und Erde wird.
Mit jenen, die sich des Hungers entledigt haben,
verbindet er sich im Nichttun.
So kommt das Innige zum Volk,
so kann Heilung geschehen.