Vorausgesetzt, Du kennst eine Sehnsucht nach Freiheit oder nach Glück oder nach tiefer Stille oder Frieden, innerer Mitte oder der Verbindung mit dem Göttlichen – dann ist Meditation ein Weg, um mit diesen Qualitäten in Kontakt zu kommen. Wenn Dich der Aspekt des “Göttlichen” stört, dann vergiss ihn einfach; bei der Meditation kannst Du ruhig drauf verzichten. Im Zweifelsfall stellt er sich mit Deiner inneren Zustimmung von ganz alleine ein.

Meditation kann nicht erlernt werden. In meinen Augen ist sie ein Zustand, den man erreicht wie ein Seefahrer ein neues Land. Irgendwann künden die ersten Möven davon, dass da eine Küste ist, dann entdeckst Du einen Streifen am Horizont, der vielleicht doch nur Dunst ist, schließlich wird die Hoffnung zur Gewissheit. Aber dann schlägt der innere Wind um und treibt Dich in die Gegenrichtung. Aber spätestens jetzt weißt Du: alle Mühen durch Windstille, Stürme, Wogen, Auseinandersetzung, Verzagtheit, Hoffnungslosigkeit und Furcht haben sich gelohnt. Dein Mut, Deine Ausdauer und Dein Krafteinsatz haben Dich letztlich zum Ziel getragen. Da ist tatsächlich dieses neue Land und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann Du anlegen wirst.

Schließlich landest Du. Und die erste Quelle, an der Du trinkst, scheint Dir kostbarer als alles, was Du zuvor getrunken hast, der erste Apfel paradiesisch, sogar wenn er sauer ist. Dich packt eine Lust, über Dinge zu lachen, ohne sie auszulachen, die Du am Tag zuvor noch schrecklich ernst genommen hast. Aber noch kennst Du erst einen winzigen Küstenstreifen. Das neue Land ist unendlich viel größer, weiter, vielfältiger (und manchmal auch gefährlicher), als Du es Dir ausmalen kannst: Deine neue Welt, und niemand kann sie Dir schenken als Du Dir selbst, keine Lehre, kein Guru, kein Glaubenssystem.

Eine kleine sympathische Einführung – die One-Moment Meditation – findet sich im Internet – auf  Englisch. So einfach und bodenständig können das, glaube ich, nur Amerikaner ausdrücken.


Die folgenden Seiten dieses von mir über mehrere Jahre hinweg erstellten Büchleins “Notizen für SeefahrerInnen” geben Dir Hinweise zum Weg in die Stille, und zwar egal wo Du bist: in einer Bahnhofshalle, einer Kirche, auf einer Party oder allein. Sie sind nichts weiter als Notizen eines Seefahrers für andere Seefahrer. Sie sind keine Vorschriften, keine Dogmen, kein Glaubenssystem. Aber ich würde sie nicht niederschreiben und weitergeben, wenn ich nicht hoffen könnte, sie würden Dich dem neuen Land näher bringen – Deinem neuen Land.

Unser Alltag pendelt zwischen den Polen Arbeit und Freizeit. Stress ist so normal geworden, dass er für viele an ein Lebensgefühl grenzt. Auch in der Freizeit häufen sich Verpflichtungen und Termine: Dieser Sporttermin muss noch wahrgenommen, jene Feier besucht, dieser Film gesehen und diese Zeitschrift gelesen werden. Trotz ausgeklügelter zeitsparender Maschinen und Methoden haben die meisten Menschen immer weniger Zeit. Kommunikationsmedien erzwingen eine ständige Präsenzpflicht. Findest Du doch einmal zur Ruhe, melden sich tausend Gedanken, Gefühle, Stimmungen, Ängste, Hoffnungen und Erinnerungen, so dass die Ruhe schnell vorbei ist. Schlafstörungen sind bei vielen an der Tagesordnung.

Meditation ist ein geistiges „Kunsthandwerk“, um mit dieser Situation angemessen und sanft umzugehen, der Selbstentfremdung entgegenzuwirken und die Intuition für die eigenen Bedürfnisse aufzuspüren und weiterzuentwickeln. Meditation entspricht daher den Bedürfnissen der Zeit, befreit von mentalen, psychischen und habituellen Zwängen und kann in vielen Fällen sogar einem Gang in die Psychotherapie vorbeugen. Meditation erlaubt uns, eine bewusste Haltung zur Welt, gegenüber Menschen und unserem eigenen Ego einzunehmen, statt ihnen ausgeliefert zu sein.

(Eine Warnung muss allerdings sein: Wenn Du psychisch stark gefährdet bist, kann Meditation Deine Probleme verstärken. Aber das wirst letztlich Du selbst beurteilen müssen.)

Zärtlichkeit und Stille sind unteilbar. Stille ohne Zärtlichkeit gerinnt zu Schweigen, Zärtlichkeit ohne Stille quillt zu Begehren.

Bobby

Gedanken und Schriften zur Meditation

Die folgenden Seiten meines Büchleins “Notizen für Seefahrer” geben Dir Hinweise zum Weg in die Stille, und zwar egal wo Du bist: in einer Bahnhofshalle, einer Kirche, auf einer Party oder allein. Sie sind nichts weiter als Notizen eines Seefahrers für andere Seefahrer. Sie sind keine Vorschriften, keine Dogmen, kein Glaubenssystem. Aber ich würde sie nicht niederschreiben und weitergeben, wenn ich nicht hoffen könnte, sie würden Dich dem neuen Land näher bringen – Deinem neuen Land.

Meditation ist unter anderem eine Methode, um seinen Blick nach innen zu richten. Deshalb meinen die meisten Menschen, man müsse beim Meditieren die Augen schließen, dann würde man die Richtung quasi nicht verfehlen können.

Das Gegenteil ist meistens der Fall, denn es gibt im Leben zwei Kernsituationen, in denen wir die Augen schließen: Wenn wir etwas nicht sehen wollen und wenn wir schlafen wollen. Mit geschlossenen Augen begeben wir uns gewohnheitsmäßig in eine Art Schlafhaltung. Selbst wenn wir gar nicht müde sind, werden wir ein bisschen schläfrig; auf jeden Fall tendieren unsere Gedanken zur freien Assoziation, Erinnerungen, Pläne, Hoffnungen, Befürchtungen, Bilder gaukeln durchs Gehirn und die Affen im Kopf übernehmen die Kontrolle – wie immer. Mit Meditation hat das nichts zu tun.

Dieser Gefahr entgeht man, solange die Augen geöffnet bleiben. Geschlossene Augen sind allenfalls sinnvoll, um für ein paar Minuten in einen Zustand der Ruhe bzw. Sammlung zu kommen, danach sollten die Augen wieder geöffnet werden. Wie weit, das ist Geschmackssache und auch eine Frage der Wachheit. Als Faustregel gilt: Je müder man ist, desto weiter öffnet man seine Augen. Üblicherweise sind die Augen halb geschlossen. Manche buddhistischen Meditationsanleitungen empfehlen, seinen Blick etwa 1,5 m vor sich auf den Boden zu richten. Warum nicht. Zu ergänzen wäre allenfalls: Und da sollte der Blick auch bleiben. Herumschauen ist kontraproduktiv.

Aber, so wird manche/r einwenden, wie kann ich denn mit geschlossenen Augen meinen Blick nach innen richten? Dazu gibt es zweierlei zu sagen:

– Einerseits kann man nach außen schauen und nach innen spüren, langsam, geduldig und aufmerksam den eigenen Gefühls- und Mentalzustand wahrnehmen. Der kleine Umweg über die Atembetrachtung kann dabei sehr hilfreich sein; man kann natürlich auch beim Atem alleine bleiben, aber auch bei der Körperwahrnehmung etc.
– Andererseits muss man beim Meditieren seinen Blick gar nicht nach innen richten; man kann auch die Welt mit all ihren Dingen auf sich wirken lassen und dabei zuschauen mit einem quasi wissenschaftlichen Zeugenblick. Der Blick nach außen ermöglicht mit einer gewissen Meditationserfahrung auch die Schau einer Wirklichkeitsebene hinter bzw. hinter den Dingen, einer Ebene, die sich auf geheimnisvolle Weise mit einer Ebene in einem selbst verknüpft – und plötzlich hat man beides, den Blick nach außen und den Blick nach innen.

So betrachtet versteht man vielleicht leichter, weshalb man auch in einer vollen Bahnhofshalle oder im Supermarkt meditieren kann. Meditation hat nichts mit Rückzug zu tun, sie fällt einem in der Stille nur leichter.

Zum Thema Meditation äußert sich Jiddu Krishnamurti folgendermaßen:

“Es gibt Systeme, die sagen: ‘Beobachte die Bewegung Deiner großen Zehe, beobachte sie, beobachte sie, beobachte sie.’ Es gibt andere System, die empfehlen, in einer ganz bestimmten Haltung zu sitzen, regelmäßig zu atmen oder Bewusstheit zu üben. Das alles ist äußerst mechanisch. Eine andere Methode gibt Ihnen ein bestimmtes Wort mit dem Hinweis, dass sie eine ungewöhnliche transzendentale Erfahrung haben werden, wenn sie es ständig wiederholen. Das ist reiner Unsinn. Es ist eine Art Selbsthypnose … Es ist ein wohlbekanntes Phänomen, das seit Jahrtausenden in Indien praktiziert worden ist – Mantra-Yoga wird es genannt. Durch Wiederholung können Sie bewirken, dass der Geist freundlich und sanft wird, aber er bleibt ein kleinlicher, minderwertiger, unbedeutender Geist … Meditation ist keine Konzentration. Es ist eine der Lieblingsmethoden einiger Meditationslehrer, darauf zu bestehen, dass ihre Schüler zunächst Konzentration erlernen – das bedeutet, den Geist auf einen Gedanken zu fixieren und alle anderen Gedanken zu vertreiben. Das ist höchst stumpfsinnig und hässlich; jeder Schuljunge kann das, weil er dazu gezwungen wird. Es bedeutet, dass Sie sich ständig im Kampf befinden zwischen der Beharrlichkeit einerseits, mit der Sie sich konzentrieren müssen, und Ihrem Geist andererseits, der zu allen möglichen Dingen abirrt. Worauf es allein ankommt, ist, dass Sie vor jeglicher Regung Ihres Geistes achtsam sein sollten, wo immer er auch herumwandern mag. Wenn sich Ihr Geist verliert, bedeutet es, dass Sie an etwas anderem interessiert sind.

Meditation verlangt einen erstaunlich wachen Geist. Meditation ist das Verstehen des Lebens in seiner Ganzheit; jede Art der Zersplitterung hat in diesem Zustand aufgehört. Meditation ist keine Gedankenkontrolle, denn wenn das Denken kontrolliert wird, erzeugt es im Menschen Konflikt. Aber wenn Sie die Struktur des Denkens und den Ursprung des Denkens verstehen … dann wird sich das Denken nicht einmischen …

Meditation bedeutet, eines jeden Gedankens, eines jeden Gefühls gewahr zu sein, niemals zu sagen, sie seien richtig oder falsch, sondern sie einfach zu betrachten und ihnen nachzugehen. In diesem Betrachten beginnen Sie alle Regungen des Denkens und Fühlens zu verstehen. Und aus diesem Gewahrsein erwächst das Schweigen. Ein Schweigen, das vom Denken zustande gebracht wurde, ist Stagnation, ist unfruchtbar; aber das Schweigen [ich sage dazu “die Stille”], das entsteht, wenn das Denken seinen eigenen Anfang, sein eigentliches Wesen, verstanden hat, wenn es begriffen hat, dass alles Denken niemals ungebunden, sondern immer mit der Vergangenheit beladen ist – dieses Schweigen ist Meditation, in der es keinen Meditierenden mehr gibt. Der Mensch hat in diesem Zustand die Vergangenheit aus allem entlassen … Meditation ist eine der größten Lebenskünste, vielleicht die größte, und man kann sie unmöglich von jemandem erlernen; darin liegt ihre Schönheit. Sie hat keine Technik und daher keine Autorität.”

Davon kann ich jedes Wort UNTERSCHREIBEN. Bobby

Wie bei einer Schatztruhe sieht man nur die Perlen obenauf.
Darunter verbirgt sich noch sehr viel mehr Kostbares.

Die Krishnamurti-Schatztruhe wird sich von Zeit zu Zeit mit weitere Gedanken des Weisen füllen
und als aktualisierte PDF-Datei hier zu finden sein.
 


„Die Stille des Verstandes ist die Freiheit von der Dualität.“


„Was wir brauchen, ist ein radikaler Wandel im Unbewussten. Kein bewusster Willensakt kann das Unbewusste berühren; der bewusste Wille kann unsere unbewussten Bestrebungen, Motive, Triebe und Wünsche nicht beeinflussen. Deshalb muss der bewusste Verstand in den Hintergrund treten, muss still werden und darf nicht versuchen, das Unbewusste in ein bestimmtes Handlungsschema zu zwingen. Das Unbewusste hat sein eigenes Aktionsmuster, es funktioniert innerhalb seiner eigenen Gesetzmäßigkeiten. Diesen Rahmen kann keine von der Peripherie her gesteuerte Handlung durchbrechen, und der Wille ist eine periphere Eigenschaft. Wenn man diesen Mechanismus wirklich sehen und verstehen kann, wird der Verstand still, und da kein durch den Willen hervorgerufener Widerstand da ist, stellt man fest, dass das Unbewusste beginnt, sich von seinen eigenen Begrenzungen zu befreien. Nur dann findet eine radikale Transformation des gesamten menschlichen Wesens statt.“


Die vollständige Krishnamurti-Schatztruhe zum Herunterladen.


Den folgenden Text veröffentlichte Alexander Poraj, spiritueller Erbe von Willigis Jäger, in der Herbstausgabe 2011 der Zeitschrift „West-Östliche Weisheit Heute“. Er beschreibt darin das Herz der gegenstandslosen Meditation, ihren radikalen Ansatz, ihre große Herausforderung und ihren großen Gewinn: zu-frieden sein.

Um was geht es eigentlich bei unserer Übung? … Es geht um „Erfahrung“. Um die Erfahrung schlechthin! Und um welche  Erfahrung geht es? Es geht einzig und alleine darum, die Erfahrung zumachen, die wir machen, wenn wir üben.

Und was üben wir? Wir üben, indem wir das Sitzen in Stille praktizieren. Das bedeutet nichts anderes, als dass wir die Erfahrung des Sitzens in der Stille machen können, während wir das Sitzen in der Stille praktizieren.

Mit anderen Worten : Wir sollten nicht Zazen oder Kontemplation so praktizieren, als wäre dies ein Mittel, um eine Erfahrung zu machen, die dann quasi außerhalb unserer Übung selbst läge. Nein, genauso nicht! Wir praktizieren nicht das Sitzen in Stille als Übungsweg, um etwas anderes zu erreichen, sondern wir „sind“ das Sitzen in der Stille. In der Praxis fallen Handlung uns Sein zusammen. Zazen und Kontemplation üben nicht. Sie sind.

Warum ist die Übung so problematisch , wenn sie, wie eben beschrieben, so einfach sein könnte, ja es letztlich auch ist? Die Hauptschwierigkeit liegt wohl darin, dass wir mit dem, was ist, selten zufrieden sind. Und wie es das Wort „zufrieden“ bereits selbst zum Ausdruck bringt: Wir sind mit dem, was ist, nicht zufrieden, weil wir in dem, was ist, nicht zum Frieden kommen. Das bedeutet letztendlich: Die Quelle unserer anhaltenden Unruhe ist die Ablehnung von dem, was ist, und nichts anderes.

Unser Geist erlangt dann seine natürliche Ruhe, wenn er aufhört, sich gegen die in ihm auftauchende Erfahrung zu wehren. Das bedeutet wiederum, dass ich während einer längeren Sitzperiode ganz das Sitzen bin, ja ganz die Langeweile, der  Atem, das Mu*, der Laut oder das Wort, ganz je nach persönlicher Übung. Wenn ich endlich aufhöre zu wählen, zu erwarten, zu hoffen, dass sich ein andere Erfahrung einstellt als die, welche gerade da ist, dann bin ich im gleichen Augenblick ganz da, und das heißt ja, ganz eins mit dem, was da ist. Ich bin zufrieden.

Das ist das geheime Tor zu jeder weiteren Erfahrung. Dieses Tor muss von uns durchschritten werden. Atemzug um Atemzug. Jede – absolut jede Erfahrung setzt unsere Anwesenheit voraus. Und je mehr wir da sind, desto mehr und intensiver wird die Erfahrung immer schon und immer nur von dem, was ist, und so, wie es wirklich ist.

Die Dinge sind gut , nicht weil sie unseren Erwartungen entsprechen, sondern weil sie sind. Sie laden uns ein, mit ihnen zufrieden zu sein, indem wir in ihnen zum Frieden kommen. Dieses ist unsere alltägliche Übung, nicht nur die auf dem Kissen. Sie bezieht den ganzen alltäglichen Wahnsinn mit ein, weil er ist, so wie er ist, und weil er so, wie er ist, gut ist, sonst wäre er nicht da.

* Mu beschreibt in der chinesischen Philosophie den Zustand der Leere des Geistes, ist aber auch eine berühmte Antwort auf Koans.

ACHTSAMKEIT ist ein Bewusstseinszustand, ein Zustand ohne Inhalt, der Spiegel, in dem die Welt aufscheint, auch: das Wissen des “Geheimnisses” um sich selbst.

Aber: zur ACHTSAMKEIT gehört immer auch eine innere Haltung, die sich nicht von der Person des Achtsamen trennen lässt. Insofern ist das Zeugenbewusstsein, so fern es dem Ego sein mag, immer noch in Verbindung mit dem Menschen, der in diesen Zustand eintritt.

Nun sind zwei Pole der inneren Haltung denkbar: die Haltung des Vivisekteurs und die Haltung des Liebenden (und natürlich alle Schattierungen dazwischen).

Der Vivisekteur beobachtet objektiv die Zuckungen des zerlegten Insekts, des Versuchstiers im Käfig; der Liebende nimmt auch dessen Qual in sich auf. Er lässt es frei, er hat die Verbindung zum Lebendigen nicht gekappt, sondern weiß um des anderen Nähe, seine fragile, beglückende Lebendigkeit. Die innere Haltung des liebend Achtsamen ist Zärtlichkeit und erstreckt sich auf alles, was existiert.

Wenn andere Gedanken [während der Meditation] auftauchen, sollte man ihnen nicht nachgehen, sondern fragen: “Wem kommen diese Gedanken?”. Wie viele Gedanken auch auftauchen mögen, man sollte unbeirrt fragen: “Wem ist dieser Gedanke gekommen?”. Die Antwort wird sein: “Mir”. Wenn sich dann die Frage anschließt: “Wer bin ich?”, wird der Geist zurück zu seiner Quelle gelenkt, und die Gedanken versiegen. Mit zunehmender Übung entwickelt der Geist die Fähigkeit, in seiner Quelle zu verharren …

Man sollte beharrlich an der Meditation über das Selbst festhalten, ohne dem Zweifel, ob es möglich sei oder nicht, im geringsten nachzugeben. Auch wer viele Sünden begangen hat, sollte nicht klagen: “Ich bin ein Sünder, wie kann ich gerettet werden?”. Schon den Gedanken “Ich bin ein Sünder” sollte man vollständig verbannen und die Meditation auf das Selbst konzentrieren, dann wird man sicher das Ziel erreichen. Der Mensch hat nur einen Geist, nicht zwei – einen guten und einen bösen. Die bestehenden Eindrücke sind es, die günstig oder ungünstig sind. Steht der Geist unter dem Einfluss günstiger Eindrücke, nennen wir ihn gut, steht er unter dem Einfluss ungünstiger Eindrücke, böse.

Man sollte dem Geist nicht gestatten, sich weltlichen Dingen zuzuwenden und mit Angelegenheiten anderer Menschen zu befassen. Wie schlecht andere Menschen sich auch verhalten mögen, man sollte sie niemals hassen. Sowohl Begehren als auch Hass sind zu vermeiden. Was man einem anderen gibt, erhält man in Wahrheit selbst. Wer diese Wahrheit verstanden hat, kann sicher nicht anders als freigebig sein. Wenn man als Person in Erscheinung tritt, tritt alles in Erscheinung; wenn man selbst zur Ruhe kommt, wird alles still. In dem Maße, in dem man sich demütig verhält, wird Gutes bewirkt. Ist der Geist zum Schweigen gebracht, kann man überall leben …

In Wahrheit existiert nichts als das Selbst. Wie Silber im Perlmutt erscheint, erscheint das Selbst als Welt, individuelle Seele und Gott; diese drei treten zugleich in Erscheinung und versinken zugleich. Das Selbst ist dort, wo keinerlei “Ich”-Gedanke ist. Das nennt man Stille. Das Selbst selbst ist Welt, “Ich” und Gott in einem. Alles ist Siva, das Selbst …

Wer sich dem Selbst, das mit Gott identisch ist, überantwortet, ist der wahre Verehrer. Sich Gott ergeben heißt, fortwährend im Selbst zu sein und keinem anderen Gedanken Raum zu lassen.

Welche Last auch immer Gott aufgebürdet wird, er trägt sie. Da es Gott selbst ist, dessen Kraft jedes Geschehen ermöglicht – welchen Sinn hat es, sich ihm nicht zu überantworten und sich stattdessen fortwährend um das eigene Tun und Lassen zu sorgen? Es ist der Zug, der die Ladung trägt; welchen Sinn sollte es haben, während der Fahrt das Gepäck auf dem Kopf zu behalten, anstatt es abzulegen und bequem zu reisen?

Gedanken noch am Ort ihres Entstehens restlos auszulöschen, ist Nicht-Anhaftung. Wie der Perlentaucher einen Stein an seinen Körper bindet, um auf den Grund des Meeres zu sinken und die Perlen zu ernten, so sollten wir uns mit Nicht-Anhaftung ausstatten, nach innen tauchen und die Perle des Selbst ernten …

Alle Texte [über Befreiung] sagen dasselbe: um Befreiung zu erlangen, muss der Geist still werden, entscheidend ist also, dass der Geist zum Schweigen gebracht wird. Wenn dies verstanden worden ist, ist es unsinnig, endlos Bücher zu lesen. Um den Geist still werden zu lassen, braucht man nur das eigene Selbst zu ergründen, wie könnte dies mit Hilfe von Büchern geschehen? …

Glückselige Freude ist das Wesen des Selbst; Glück und Selbst sind daher nicht voneinander verschieden. Es gibt keinen Gegenstand auf der Welt, der Glück in sich birgt. Nur aufgrund unserer Unwissenheit glauben wir, dass Glück weltlichen Dingen entspringt …

(aus Who Am I? Nan Yar, The Teachings of BhagavanSri Ramana Maharshi, Übersetzung: www.arunachala-ramana.org/german)

Das Thema Meditation ist im Internet inzwischen stark vertreten, oftmals leider Geschäftsinteressent unterworfen oder ideologisch eingefärbt. Getreu dem Motto „gurufreie Zone“ werde ich Dir nur die guten, meines Erachtens ungefährlichen und Frucht bringenden Videos empfehlen (was nicht heißt, dass nicht auch in anderen viel „Richtiges“ enthalten sein kann.


Willigis Jäger: Geführte Meditation — mächtige, leere, stille Präsenz.

Geführte Meditation von Willigis Jäger nach seinem Vortrag „Leben im Einklang mit mir selber, meinem wahren Wesen”. Der Mystiker Rumi sagt: “Gott spricht, ich bin da. Höre endlich auf, mir Liebesbriefe zu schreiben. Ich bin doch da, spüre mich doch. Lass doch Dein Lob-, Dank- und Bittgebet und spüre den Seinsgrund.” Dieser göttliche Seingrund ist unser wahres Wesen.


Alexander Porraj, spiritueller Nachfolger von Willigis Jäger, sprichthier sehr klar und verständlich über das Wesen der gegenstandlosen Meditation. Weit mehr als eine Einführung!

Poraj Alexander Interview01 01 from Jetzt-TV.net on Vimeo.


Jiddu Krishnamurti im Gespräch mit Dr. Allan W. Anderson über das Wesen von Meditation:


Die ersten Prinzipien

Du bist nicht allein und Du bist auch kein getrenntes Wesen, sondern Du bist ein spirituelles Biotop aus Körper, Geist und Bewusstsein, vernetzt mit anderen menschlichen, tierischen, pflanzlichen und mineralischen Biotopen. Und mehr als das: Deine Lebensenergie, ja Dein ganzes Menschsein kannst Du nicht verstehen, wenn Du Dich als Getrenntes begreifst. Du lebst und ziehst Kraft (und verlierst sie wieder) erst durch die gelebte Wechselwirkung mit anderen Biotopen des Seins.


Du bist auch auf der Zeitachse vernetzt, verbunden mit der Vergangenheit der Menschheit und des Planeten und als Teil des kollektiven Unbewussten oder der großen Seele jenseits von Zeit und Raum und damit auch Teil der Zukunft. Jetzt lebend bist Du die Zeiten-Brücke.


Dein Bewusstsein öffnet Dich nach innen und nach außen. Nach außen, indem Du Deinen persönlichen Schutzschirm (von wenigen Metern) überschreitest und Deine Wahrnehmung bis an die Grenzen des Sichtbaren erweiterst; nach innen, indem Du die oberflächliche Wahrnehmung Deiner Instinkte, Lüste, Schmerzen und Abwehrhaltungen überschreitest und Deine Tiefe zunehmend erspürst: Deine Sehnsucht, Deine Zärtlichkeit, Deine Liebe, Deine Verbundenheit, Deine Grenzenlosigkeit, Dein Aufgehobensein.

Es dauert nicht länger als 20 Sekunden: Du druckst Dir dieses Stopp-Zeichen aus und befestigst es an einem Ort, an dem Du mehrmals täglich vorbei kommst. Immer wenn Du es siehst, fragst Du Dich:

  • Was denke ich gerade?
  • Wie fühlt sich jetzt mein Körper an?
  • Wie fühle ich mich in diesem Moment?

Es nicht nicht mehr nötig als das, um seinen Stress-Pegel etwas abzusenken und ein bisschen mehr Bewusstheit und Gelassenheit in den Alltag zu bringen.

HIER das STOP-Zeichen für Dich zum Herunterladen und Ausdrucken.

Aus dem Hamsterrad der Identifikation aussteigen

Nicht mehr allem bedingungslos glauben, was das Ego einem einflüstert, zu sich selbst kommen, in die Stille gehen – das sind die drei Stufen, die aus den Ketten der Identifikation befreien und hin zur Einheitserfahrung führen können. Leicht gesagt, wenn die Affen im Kopf verrückt spielen bzw. das Kälbchen des “mind” sich partout nicht anketten lassen will.

Es gibt Tage, an denen ich mich tatsächlich frage: Wie war das noch mal? Wie komme ich wieder da hin?

Dann besinne ich mich auf die Erfahrung der letzten Jahre, die mir helfen, dem Autopiloten das Steuer wieder aus der Hand zu nehmen:

  • Geh in Dein Körpergefühl. Einmal damit verbunden, bist du zwangsläufig im Hier und Jetzt.
  • Beantworte spürend die Fragen: Wo bin ich gerade? | Sitze, stehe, gehe ich entspannt, aber aufrecht? | Wie fühlt sich mein Körper an? | Wo bin ich eigentlich in diesem Moment? Wie ist gerade meine Gefühlslage? (Und schau sie dir – der Klarheit halber – eine Minute an, ohne sie ändern zu wollen.)
  • Geh so oft wie möglich barfuß: Immer wenn Du aufstehst, verändert sich die Temperatur an Deinen Fußsohlen. Nimm das als Reiz der Achtsamkeit und verwandle Deine nächsten Schritte in eine kleine Gehmeditation.
  • Wenn das Telefon klingelt, dann nimm das als Glocke der Achtsamkeit: Halte inne, geh zu Deinem Atem und hebe erst dann ab: offen und bereit für das, was jetzt kommt.
  • Nutze auch rote Ampeln als Anker der Achtsamkeit: Jetzt hast Du eine halbe Minute Zeit für Dich! Wenn Du dann weiterfährst, betätige Gangknüppel, Kupplungs- und Gaspedal ausnahmsweise einmal bewusst. Spüre den Kontakt Deines Körpers mit den Gliedmaßen der Maschine, die du gerade eben bedienst.
  • Wir unterliegen oft der Illusion, die Welt sei voller Töne und Geräusche. In manchen Situationen drängt sich dieser Eindruck auf; meistens handelt es sich um eine Illusion. Denn nahezu alles um uns herum ist still und geräuschlos und existiert dennoch. Der Baumstamm im Park, die Steine am Weg, die Autofahrer hinter ihren Glasscheiben, deine Schuhe, deine im Schoß ruhenden Hände usw. Schau sie nicht nur an, mach dir deren Existenz bewusst. Auch in dir ist das Meiste geräuschlos: das sich durch deine Adern drängende Blut, deine inneren Organe, dein Ohr, deine Haut, dein Gehirn. Spür dein Gehirn. Das ist möglich.
  • Wenn Du eine relative monotone Arbeit tust wie z.B. Treppen wischen, dann versuche, Deinen Atem und Deine Arbeit in EINEM Rhythmus zu verbinden.
  • Lasse 1 Minute Deinen Atem fließen und tu sonst gar nichts.
  • Wir verfügen über eine Sinnesfähigkeit, die wir selten bewusst einsetzen: die Propriozeption. Die einen haben mehr davon, andere weniger, aber alle haben und brauchen sie. Gemeint ist unsere Fähigkeit, unsere Gelenke von innen zu spüren, eine Tiefensensibilität. Damit können wir einen Bodyscan in wenigen Sekunden durchführen. Zum Beispiel so: Mach Dir die Haltung und Position Deiner Beine bewusst, ohne hinzuschauen. Oder Deiner Arme oder Hände oder Schulter- oder Hüftgelenke.
  • Achte auf die Position und Bewegung von den Schatten der Personen und Dinge um Dich.
  • Achte auf den Raum, der sich in Dir und um Dich auftut, wenn Du diesem  Raum Deine Aufmerksamkeit schenkst.
  • Achte auf die Stille, die sich in Dir und um Dich auftut, wenn Du ihr Deine Aufmerksamkeit schenkst. Alle Geräusche kommen aus der Stille und sinken in die Stille.
  • Achte auf die Eigenexistenz der Dinge und Menschen, die sie ganz unabhängig von Deiner Bewertung haben; schau, wie sich das Leben in ihnen äußert. Dann schau auf Deine Bewertung. Schau sie nur an, bewerte sie nicht.

1 STUNDE FÜR DIE ZUKUNFT

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