Vorausgesetzt, Du kennst eine Sehnsucht nach Freiheit oder nach Glück oder nach tiefer Stille oder Frieden, innerer Mitte oder der Verbindung mit dem Göttlichen – dann ist Meditation ein Weg, um mit diesen Qualitäten in Kontakt zu kommen. Wenn Dich der Aspekt des “Göttlichen” stört, dann vergiss ihn einfach; bei der Meditation kannst Du ruhig drauf verzichten. Im Zweifelsfall stellt er sich mit Deiner inneren Zustimmung von ganz alleine ein.
Meditation kann nicht erlernt werden. In meinen Augen ist sie ein Zustand, den man erreicht wie ein Seefahrer ein neues Land. Irgendwann künden die ersten Möven davon, dass da eine Küste ist, dann entdeckst Du einen Streifen am Horizont, der vielleicht doch nur Dunst ist, schließlich wird die Hoffnung zur Gewissheit. Aber dann schlägt der innere Wind um und treibt Dich in die Gegenrichtung. Aber spätestens jetzt weißt Du: alle Mühen durch Windstille, Stürme, Wogen, Auseinandersetzung, Verzagtheit, Hoffnungslosigkeit und Furcht haben sich gelohnt. Dein Mut, Deine Ausdauer und Dein Krafteinsatz haben Dich letztlich zum Ziel getragen. Da ist tatsächlich dieses neue Land und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann Du anlegen wirst.
Schließlich landest Du. Und die erste Quelle, an der Du trinkst, scheint Dir kostbarer als alles, was Du zuvor getrunken hast, der erste Apfel paradiesisch, sogar wenn er sauer ist. Dich packt eine Lust, über Dinge zu lachen, ohne sie auszulachen, die Du am Tag zuvor noch schrecklich ernst genommen hast. Aber noch kennst Du erst einen winzigen Küstenstreifen. Das neue Land ist unendlich viel größer, weiter, vielfältiger (und manchmal auch gefährlicher), als Du es Dir ausmalen kannst: Deine neue Welt, und niemand kann sie Dir schenken als Du Dir selbst, keine Lehre, kein Guru, kein Glaubenssystem.
Eine kleine sympathische Einführung – die One-Moment Meditation – findet sich im Internet – auf Englisch. So einfach und bodenständig können das, glaube ich, nur Amerikaner ausdrücken.
Die folgenden Seiten dieses von mir über mehrere Jahre hinweg erstellten Büchleins “Notizen für SeefahrerInnen” geben Dir Hinweise zum Weg in die Stille, und zwar egal wo Du bist: in einer Bahnhofshalle, einer Kirche, auf einer Party oder allein. Sie sind nichts weiter als Notizen eines Seefahrers für andere Seefahrer. Sie sind keine Vorschriften, keine Dogmen, kein Glaubenssystem. Aber ich würde sie nicht niederschreiben und weitergeben, wenn ich nicht hoffen könnte, sie würden Dich dem neuen Land näher bringen – Deinem neuen Land.
Unser Alltag pendelt zwischen den Polen Arbeit und Freizeit. Stress ist so normal geworden, dass er für viele an ein Lebensgefühl grenzt. Auch in der Freizeit häufen sich Verpflichtungen und Termine: Dieser Sporttermin muss noch wahrgenommen, jene Feier besucht, dieser Film gesehen und diese Zeitschrift gelesen werden. Trotz ausgeklügelter zeitsparender Maschinen und Methoden haben die meisten Menschen immer weniger Zeit. Kommunikationsmedien erzwingen eine ständige Präsenzpflicht. Findest Du doch einmal zur Ruhe, melden sich tausend Gedanken, Gefühle, Stimmungen, Ängste, Hoffnungen und Erinnerungen, so dass die Ruhe schnell vorbei ist. Schlafstörungen sind bei vielen an der Tagesordnung.
Meditation ist ein geistiges „Kunsthandwerk“, um mit dieser Situation angemessen und sanft umzugehen, der Selbstentfremdung entgegenzuwirken und die Intuition für die eigenen Bedürfnisse aufzuspüren und weiterzuentwickeln. Meditation entspricht daher den Bedürfnissen der Zeit, befreit von mentalen, psychischen und habituellen Zwängen und kann in vielen Fällen sogar einem Gang in die Psychotherapie vorbeugen. Meditation erlaubt uns, eine bewusste Haltung zur Welt, gegenüber Menschen und unserem eigenen Ego einzunehmen, statt ihnen ausgeliefert zu sein.
(Eine Warnung muss allerdings sein: Wenn Du psychisch stark gefährdet bist, kann Meditation Deine Probleme verstärken. Aber das wirst letztlich Du selbst beurteilen müssen.)
Zärtlichkeit und Stille sind unteilbar. Stille ohne Zärtlichkeit gerinnt zu Schweigen, Zärtlichkeit ohne Stille quillt zu Begehren.
Gedanken und Schriften zur Meditation
Es dauert nicht länger als 20 Sekunden: Du druckst Dir dieses Stopp-Zeichen aus und befestigst es an einem Ort, an dem Du mehrmals täglich vorbei kommst. Immer wenn Du es siehst, fragst Du Dich:
- Was denke ich gerade?
- Wie fühlt sich jetzt mein Körper an?
- Wie fühle ich mich in diesem Moment?
Es nicht nicht mehr nötig als das, um seinen Stress-Pegel etwas abzusenken und ein bisschen mehr Bewusstheit und Gelassenheit in den Alltag zu bringen.
HIER das STOP-Zeichen für Dich zum Herunterladen und Ausdrucken.
Aus dem Hamsterrad der Identifikation aussteigen
Nicht mehr allem bedingungslos glauben, was das Ego einem einflüstert, zu sich selbst kommen, in die Stille gehen – das sind die drei Stufen, die aus den Ketten der Identifikation befreien und hin zur Einheitserfahrung führen können. Leicht gesagt, wenn die Affen im Kopf verrückt spielen bzw. das Kälbchen des “mind” sich partout nicht anketten lassen will.
Es gibt Tage, an denen ich mich tatsächlich frage: Wie war das noch mal? Wie komme ich wieder da hin?
Dann besinne ich mich auf die Erfahrung der letzten Jahre, die mir helfen, dem Autopiloten das Steuer wieder aus der Hand zu nehmen:
- Geh in Dein Körpergefühl. Einmal damit verbunden, bist du zwangsläufig im Hier und Jetzt.
- Beantworte spürend die Fragen: Wo bin ich gerade? | Sitze, stehe, gehe ich entspannt, aber aufrecht? | Wie fühlt sich mein Körper an? | Wo bin ich eigentlich in diesem Moment? Wie ist gerade meine Gefühlslage? (Und schau sie dir – der Klarheit halber – eine Minute an, ohne sie ändern zu wollen.)
- Geh so oft wie möglich barfuß: Immer wenn Du aufstehst, verändert sich die Temperatur an Deinen Fußsohlen. Nimm das als Reiz der Achtsamkeit und verwandle Deine nächsten Schritte in eine kleine Gehmeditation.
- Wenn das Telefon klingelt, dann nimm das als Glocke der Achtsamkeit: Halte inne, geh zu Deinem Atem und hebe erst dann ab: offen und bereit für das, was jetzt kommt.
- Nutze auch rote Ampeln als Anker der Achtsamkeit: Jetzt hast Du eine halbe Minute Zeit für Dich! Wenn Du dann weiterfährst, betätige Gangknüppel, Kupplungs- und Gaspedal ausnahmsweise einmal bewusst. Spüre den Kontakt Deines Körpers mit den Gliedmaßen der Maschine, die du gerade eben bedienst.
- Wir unterliegen oft der Illusion, die Welt sei voller Töne und Geräusche. In manchen Situationen drängt sich dieser Eindruck auf; meistens handelt es sich um eine Illusion. Denn nahezu alles um uns herum ist still und geräuschlos und existiert dennoch. Der Baumstamm im Park, die Steine am Weg, die Autofahrer hinter ihren Glasscheiben, deine Schuhe, deine im Schoß ruhenden Hände usw. Schau sie nicht nur an, mach dir deren Existenz bewusst. Auch in dir ist das Meiste geräuschlos: das sich durch deine Adern drängende Blut, deine inneren Organe, dein Ohr, deine Haut, dein Gehirn. Spür dein Gehirn. Das ist möglich.
- Wenn Du eine relative monotone Arbeit tust wie z.B. Treppen wischen, dann versuche, Deinen Atem und Deine Arbeit in EINEM Rhythmus zu verbinden.
- Lasse 1 Minute Deinen Atem fließen und tu sonst gar nichts.
- Wir verfügen über eine Sinnesfähigkeit, die wir selten bewusst einsetzen: die Propriozeption. Die einen haben mehr davon, andere weniger, aber alle haben und brauchen sie. Gemeint ist unsere Fähigkeit, unsere Gelenke von innen zu spüren, eine Tiefensensibilität. Damit können wir einen Bodyscan in wenigen Sekunden durchführen. Zum Beispiel so: Mach Dir die Haltung und Position Deiner Beine bewusst, ohne hinzuschauen. Oder Deiner Arme oder Hände oder Schulter- oder Hüftgelenke.
- Achte auf die Position und Bewegung von den Schatten der Personen und Dinge um Dich.
- Achte auf den Raum, der sich in Dir und um Dich auftut, wenn Du diesem Raum Deine Aufmerksamkeit schenkst.
- Achte auf die Stille, die sich in Dir und um Dich auftut, wenn Du ihr Deine Aufmerksamkeit schenkst. Alle Geräusche kommen aus der Stille und sinken in die Stille.
- Achte auf die Eigenexistenz der Dinge und Menschen, die sie ganz unabhängig von Deiner Bewertung haben; schau, wie sich das Leben in ihnen äußert. Dann schau auf Deine Bewertung. Schau sie nur an, bewerte sie nicht.
1 STUNDE FÜR DIE ZUKUNFT
So lange Not, Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Umweltzerstörung normal sind, können wir nicht wirklich in Frieden leben. Werde Teil des Wandels, den du in der Welt sehen möchtest – wenigstens eine Stunde pro Woche !