Lyrik 2
Die Vierzeilen-Welt
Seit ein paar Monaten gibt es Momente, in denen mir die Welt so rätselhaft klar erscheint, dass sie in vier Zeilen passt.
Und jedes Mal staune ich wieder und versteh die Welt nicht mehr. Und das ist – natürlich – gut so, denn alles andere wäre Täuschung.
Ein Beispiel, damit du, liebe Leserin, weißt, was dich erwartet
d
dank dem unvorhersehbaren wetter
dank dem wind der weht ohne mich
dank sei der sonne
und der zuverlässigen erde
[Die Vierzeiler tragen als Überschrift ihren ersten Buchstaben.
Indem er zur Überschrift wird, teilt sich das Gedicht quasi dem Universum mit
– oder dem Nichts, was mehr oder weniger – und erstaunlicherweise – dasselbe ist]
Damit’s nicht langweilig wird, wieder mal ein längeres Gedicht, das aber auch mit der Welt zu tun hat oder der Planetin …
Morgen
Die Fühler ausgestreckt,
tastend, schwenkend den Kopf,
mich und die Welt
und den ganzen Planeten.
Der Muskel,
der Schmerz,
der Schweiß,
das Blut,
das Gewissen,
alles da für uns
und bereit,
um Antenne zu sein
und Empfänger
der Botschaft.
Zum Frühstück die Sonne,
den Mond zum Abendbrot,
wohin ich mich wende,
die Sterne warten
in kühlem Licht.
Willkommen.
Musik
Der Harfe Gesellschaft sein.
Im filigranen Geäst deines Körpers
glimmt schon der Anfang der Welt,
der zu mir herüberhaucht
als wehendes Angebot des Seins
der Harfe der Welt, der Harfe
der eng stehenden Fichten am Berg
und dieses melodisch bespielten Himmels
in mir.