21. November

Heute habe ich mir das Croissant-Event gegeben, eine doppelte Portion mit einer doppelten Portion Kakao. Luxus pur. Dabei hatte ich ein nettes Gespräch mit Valentine, einer ca. 35- bis 40-jährigen, hübschen Französin. Sie saß allein und hat mich angelächelt und ich sie und sie mich und ich sie. Nach so ner halben Stunde, während der ich weiter in Martin Bubers „Ich und Du“ gelesen habe, hab ich ihr schließlich signalisiert, ob sie sich nicht zu mir setzen möchte. Mochte sie. Sie ist drei Wochen in der Gegend, ist Yogalehrerin und Musikerin und ist hierhergekommen, um Anschluss und Inspiration durch die einheimische Kultur zu bekommen. Interessanterweise hielt sie von dem ganzen Eso-Schnickschnack hier ebenso wenig wie ich – trotz ihres Indienbezugs. Aber der, meinte sie, sei auch zum Glück ein authentischer gewesen. “Go to Rishikesh, the centre of the Indian eso-tourism, and if you are not lucky to know the right people, you are lost.” Ihr indischer Name ist Puja. Vielleicht sehn wir uns nochmal, vielleicht – Handschlag und Tschüs. Richtig gut.

Auf dem Heimweg kam mir wieder diese kleine alte Bettlerin entgegen, eine wirklich winzige, verlotterte Gestalt, die vor 40 Jahren wohl mal sehr hübsch gewesen sein muss, und hat mich unfehlbar angemacht – so wie jeden anderen, dem sie begegnet. Nachdem wir in der Nähe eines kleinen Ladens waren, hab ich ihr gesagt, ich würde ihr etwas zu essen kaufen, wenn sie will. Sie wollte. Also lief sie mir barfuß hinterher und als sie mit mir im Lädchen stand, sagte sie ständig so etwas wie „Osatín“. Ich verstand natürlich nur Bahnhof, aber einer der Verkäufer kam dazu, zeigte mir eine kleine rote Dose und meinte, das wolle sie. Nun es war ne kleine Sardinenbüchse. Die kostete 10 Q, also ungefähr 1,20 €.

24. November

Heute habe ich mit Philip den 3. Text über seinen Weg nach Guatemala abgestimmt, waren nur ein paar Kleinigkeiten. Danach haben sich Alistair und Philip „connected“. Irgendwie passen die beiden bestens zusammen, und Philip sagte mir, nachdem Alistair gegangen war: „Das ist echt ein Glücksfall. Auf sowas hab ich schon lange gewartet.“

So, alle drei Artikel sind fertig, Fotos hab ich auch dazu rausgesucht, fehlt nur noch ein Foto von Philip und seiner Geschäftspartnerin Becky, die heute leider nicht da ist.

 

 

 

 

Auf dem Heimweg noch ein paar Kleinigkeiten besorgt: 5 Mandarinen, 4 frisch gebackene Tortilla und 15 Minibananen. Hat zusammen ungefähr 1,50 € gekostet. Zuhause dann ein köstliches Mittagessen: 4 frisch gebackene Tortillas, zwei Minibananen, 1 Avocado, 1 Zwiebel, 2 Tomaten, zusammen ca . 1,50 €. Sehr viel gesünder kann man sich kaum ernähren. Ich weiß gar nicht, ob ich da heute nochmal was brauche. Heute früh hab ich zwei Tostadas und ungefähr ne Handvoll Nüsse geschmaust.

 

25. November

Auf dem Weg zur Bakery, wo ich mich mit Alistair treffe, nehme ich die Abkürzung über die Basketball-Halle und bekomme ein beeindruckendes Schauspiel geboten. Ca. 10 Frauen haben sich zusammengetan und fegen, alle in einer Reihe mit einem Besen ausgestattet, sorgfältig den Boden der großen Halle.

 

 

 

Ein Erlebnishöhepunkt. Bin erstmals mit dem Boot über den See geschippert nach Panajachel [sprich: Panachatschel]. Das Boot fährt diverse Posten – wie Haltestellen – ab. Bis nach Pana sind’s ungefähr sechs Haltestellen und dauert ungefähr 35 Minuten. Der Touristenpreis beträgt 50 Quetzales, also ungefähr 7 Euro, Einheimische zahlen die Hälfte. Um höhere Mondpreise zu verhindern, hält man die 50 Q passend bereit und drückt sie dem Bootsführer nach Verlassen des Boots in die Hand und fertig. Die Boote haben hier keine festen Fahrzeiten, fahren aber gefühlt zwischen morgens um neun Uhr und abends um sechs Uhr alle zehn Minuten. Man geht also einfach zum Pier und wartet, bis das nächste kommt. Die Boote haben einen nach vorne raus offenen Fahrgastraum mit unverglasten Fenstern (d.h., es gibt nen ordentlichen Zugwind); wenn man eng sitzt, passen ungefähr 20 Personen rein.

In Pana dann erstmals ein TucTuc benutzt. Da fragt man, nachdem man gesagt, wo man hin will, beim Einsteigen, was es kostet. 15 Q pro Person ist ein normaler Preis im Stadtgebiet. Der Plan: Erst mal im Hotel einchecken (1 Übernachtung) und dann mit dem TucTuc zum Reservat Natural Atitlan. Dort besuchen wir erst einmal das Schmetterlingshaus, wo die Insekten so zutraulich sind, dass sie sich bei Alistair auf die Schultern setzen und bei mir auf den Kopf.

Anschließend gehen wir einen längeren Waldpfad – über drei Hängebrücken – zu einem hergerichteten Strandstück mit Rasenflächen und kleinen Holzbänken. Dominiert wird der Platz im Hintergrund von einem uralten, majestätischen Ficus, dessen hundert mächtigen Wurzeln sich wie Wellen durch Raum und Zeit bewegen.

Alistair hat zwei Decken mitgebracht, so dass wir es uns auf dem etwas borstigen Gras gemütlich machen können. Auf meinen Wunsch hin hat Ali eine Kombination aus MDMA und LSD besorgt, die wir zusammen einnehmen. Da die Wirkung ja erst nach ca. einer halben Stunde einsetzt, muffeln wir jetzt erst mal unser Frühstück. Wir hatten aus der Bakery zwei unterschiedliche, sehr sättigende Sandwiches mitgenommen.

Die eigentliche Herausforderung ist jetzt für mich: mich nicht gegen die „Verschiebung“ der Wahrnehmung und Weltempfindung zu wehren, sondern mich ganz drauf einzulassen. Klappt aber gut mit sehr angenehmen Ergebnissen. Besondere Eindrücke/Empfindungen im Nachhinein: Ich nehme die Wolken in ihrer Form und inneren Bewegung 3-D-mäßig wahr, das ist sehr beeindruckend, mächtig, leicht und schön; die “Kraft” der Vulkane; das hundertfältige Wurzelgeflecht des alten Baumes wird lebendig; “Erkenntnis”, dass die Energie des Universums um mich herum dieselbe ist wie die in mir und umgekehrt und dass ich damit direkt Kontakt aufnehmen kann; über alles hinweg ein Gefühl der Zeitlosigkeit, die drei Stunden auf dieser Wiese hätten auch drei Tage dauern können, wäre mir nicht aufgefallen. Auf dem Weg zurück zum Hotel (die Wirkung war ja noch nicht ganz verflogen) den Eindruck, dass der Weg unter mir (der längere Waldpfad, aber auch die Steinfliesen im Hotel) unter meinem Schritt schwingt, als ginge ich auf einem langsam federnden Trampolin.

Wir duschen, ziehen uns um, lassen die Wirkung auf den zwei Stühlen vor unserem Übernachtungshäuschen in der Sonne noch ein wenig abklingen und gehen dann zusammen in ein (von Lucia empfohlenes) japanisches Restaurant. Das Einschlafen bereitet mir ein wenig Mühe, weil die LSD-Wirkung mich noch eine Weile wachhält und ich zweimal pinkeln muss, weil ich ne Menge Wasser getrunken habe. Dann aber die letzten vier Stunden wunderbar geschlafen.

26. November

Die „Wirkung“ ist beim Aufwachen um halb sieben zu 95 Prozent abgeklungen. Ich hab nochmals Lust, mich zu duschen, und tue das auch ausführlich. Während Alistair mit Lucia ein kleines Liebesgeflüster hält, hole ich uns ne Tasse Tee von der Hotelbar, die wir erst mal in der Morgensonne trinken. Anschließend bummeln wir durch die Hauptgeschäftsstraße von Panajachel, gehen runter zur Strandpromenade, die recht hübsch gemacht ist und gehen dann in ein von Lucia empfohlenes Frühstückscafé, wo wir ein „Tipico“ bestellen (einheimisches Frühstück mit Eiern, warmer, schwarzer Bohnenpaste, Avocado und Kochbananenstückchen (die ich lieben gelernt habe), dazu eine Tasse Chai und für uns beide zusammen einen frischen Karotten-/Orangensaft (ist fast ein halber Liter).

Eigentlich wollten wir in Pana noch ein wenig für Zuhause einkaufen, finden aber „nur“ ein wunderschönes, handgearbeitetes Tuch (ca. 1×1 Meter), das uns beiden so gut gefällt, dass Alistair eins für sich und Lucia erwirbt und ich eins für uns zu Hause. Generell ist Panajachel als Einkaufsort aber eher nervig. Man muss nach Qualität richtig suchen, die meisten Stände und Buden verkaufen Folklore made in China, da ist San Marcos vergleichsweise erholsam.

Alistair fährt um 12 Uhr mit einem Sammelbus zurück nach Antigua, und ich nehme das nächste Boot zurück nach San Marcos.

Alistair hat ein kleines Video über unsere eineinhalb Tage zusammengeschnitten.