9. Februar 2024

Ein Tag ohne besondere Vorkommnisse. Wir sind zur Finca la Anita gefahren, einem umweltfreundlichen Projekt im Regenwald am Vulkan Rincón de la vieja. Auch heute hatte sich der Vulkan Arenal in Regen gehüllt, was wirklich schade war. Nun denn, wir waren ein paar Stunden unterwegs, das Wetter heiterte auf und wir kamen durch eine semiaride Landschaft, ganz anders als bisher gewohnt, eher eine Art Savanne als eine tropische Landschaft, bis wir uns diesem Gebiet näherten und auf einmal wieder im Regenwald waren. Seltsam.

 

 

 

Es gibt ein paar Dinge nachzuholen, die ich zu erwähnen vergessen habe. Dazu gehören die Preise hier, die gepfeffert sind und in vielen Fällen über denen in Deutschland liegen. Ein Bier (0,3l) kostet in einer Gaststätte meistens 1500 Colones, also 3 Dollar. Der Preis unseres Hotels von gestern und vorgestern lag bei 130 Dollar für eine Übernachtung mit Frühstück. Nun könnte man denken: Na ja, die Touristen werden eben ausgenommen. Aber auch Lebensmittel und Benzin sind so teuer, so dass einen ein Mindestlohn von 600 Dollar nicht weit bringt.

 

 

Drei Bananenfirmen (die auch Ananas im großen, umweltzerstörenden Stil anbauen) bestimmen die industrielle Landwirtschaft: Chiquita, Delmonte und Dole. Eine Bananenplantage erstreckt sich über Hunderte von Hektar, die Arbeit dort ist auch heute noch ein Knochenjob. Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: An einer Bananenstaude hängen ca. 200 Bananen gebündelt neben- und übereinander. Über den Bananen hängt eine blaue Plastikhaube, die einerseits die Bananen mechanisch vor Insektenangriffen schützt, aber auch mit Bioziden getränkt ist, damit die Bananen möglichst unbeschadet bleiben. Tausende dieser ca. zwei Meter hoch hängenden Büschel drängen sich eng nebeneinander, oftmals getrennt von tiefen Gräben, in denen sich alte verrottende Blätter, Müll, Ungeziefer, Brackwasser nach Regengüssen und Schlangen einen üblen Wohnraum teilen. Gleichzeitig sind aber diese Gräben die Wege der Arbeiter zu den Bananenstauden. Deren ca. fünf Zentimeter dicke Stängel müssen mit einer Machete durchgehackt werden.

   

Die vielleicht 20 Kilo schweren Bündel müssen an Hacken gehängt und zu einer Art Seilbahn getragen und daran aufgehängt werden. Wenn ca. 20 solche Bündel an dem Draht hängen, zieht ein Arbeiter, der wie ein Zugochse in einem Geschirr hängt, mit viel körperlicher Anstrengung am vordersten Bananenbündel, um die ganze Reihe in Bewegung zu bringen, was dazu führt, dass alle zusammen auf Rollen vorangleiten. So geht das 500 Meter, aber vielleicht auch einen Kilometer, bis eine Verladehalle erreicht ist. All dies in der prallen Sonne bei Temperaturen um die 40 Grad. Wer das zehn Jahre macht, ist am Ende seiner Kräfte. Kein Wunder, dass die Arbeiter fast alles junge Männer waren.

10. Februar 2024

Gestern Nacht zwei seltsame Wachphasen.

Die eine war eine Sinnkrise: Wozu dieser Urlaub, noch eine Finca, noch mehr Blätter, noch mehr Vögel, noch mehr Essen …Was soll das? Und wozu nach Hause fliegen in ein chaotisches, sinnentleertes, dem Geld hinterherjagendes Europa? Aber dann kam die Einsicht, dass genau so zu denken, typisch ist für europäisches Denken. Alles muss einem Zweck gehorchen, muss etwas „bringen“, muss eine Ernte einfahren, statt sich dem Leben zu übergeben und zu schauen, was kommt. Das war eine hervorragende Weiterschlaf-Grundlage.

Beim zweiten Mal war ich am Planen, irgendetwas Wichtiges, aber er ging einfach nicht auf. Irgendetwas war immer zu viel, zu wenig oder widersprüchlich. Halbwach plante ich und plante, ohne zu bemerken, dass das ein Traum war. Endlich war es so weit und die Wachheit konnte der ärgerlichen Planerei ein Ende setzen.

Als ich dann heute Morgen auf die überdachte Holzveranda trat, hatte ich das Gefühl, der große, auf der hügeligen Wiese stehende Baum sei ein Stück gewachsen. Geduldig mit uns Menschen stand er da, ein starkes Wesen und vielleicht das Heim für einen großen Vogel, der sich heute Nacht auf unsere Veranda gepirscht hat, um uns einen kleinen, aber sehr deutlichen Haufen zu setzen, den ich wegen des hohen Weißanteils erst einmal für eine Lotion gehalten habe. Auch eine Fingerprobe fühlte sich so an, weich und geschmeidig. Erst als Uru mich auf den Braunanteil verwies, war klar: Das ist Vogelkacke. Aber wozu hat man Toilettenpapier. Vielleicht war es die erste Vogelkacke Costa Ricas, die die Ehre hatte, auf menschliche Art und Weise entsorgt zu werden. [Schmunzel]

11. Februar

Gestern Abend hatten wir ein ganz besonderes Erlebnis: einen karibischen Kochkurs. Wir fuhren ca. einen Kilometer auf der Schotterstraße zu einem Privathaus, wo uns eine ca. 50-jährige, dicke, lustige, intelligente Frau empfing, die schon einen Großteil der Ingredienzen vorbereitet hatte, vor allem die roten Bohnen waren schon vorgekocht.

 

 

 

Ihre Küche und der große Herd mit der Eisenplatte und herausnehmbaren Rundeisen (so dass man die Töpfe aufs offene Feuer stellen konnte) standen an der Wand, die das Haus zum Garten hin abschloss. Auf der Außenseite hatte der Herd eine hochklappbare Eisenklappe, durch die man ihn mit Holz befeuern konnte. Trotzdem die gute Frau mit Ausnahme vieler Küchenbegriffe wie Salt and Pepper, Chili etc. kaum Englisch sprach, hatten wir ausgesprochen unterhaltsame drei Stunden, in denen sie uns auf Trab hielt und am Schluss ein ausgezeichnetes karibisches Dinner mit Reis und Bohnen, eine vielfältigen Salat und karamelisiertem Hühnchen hatten, dessen Teile in einer köstlichen, dunklen Sauce schwammen.

                                        

Später am Abend schrieben wir auf der Terrasse Tagebuch und haben zusammen gelesen. Als ich gegen Viertel vor neun rein gehen wollte, um uns als Nightcap ein Gläschen Rum zu holen, war die Tür verschlossen. Uru hatte den Schlüssel innen ins Schloss gesteckt und die Tür zugezogen. Erst einmal ein Schreck: Was machen wir jetzt? Mit der Handytaschenlampe zur Rezeption waren es nur 150 Meter. Aber da war kein Mensch mehr. Ila und Gepa waren noch wach; lla hatte die Telefonnummer von Pablo, dem Inhaber, aber da ging keiner ran bzw. die Leitung hielt nicht. Gepa hatte die Idee, mit einem Messer die Moskitoverblendung im Fenster neben der Tür aufzuschneiden. Alternativ konnten wir ihrer Decke im Auto übernachten. Dafür haben wir uns letztlich entschieden. Uru, die normalerweise eher Einschlafprobleme hat, fauchte auf dem umgeklappten Beifahrersitz schon nach fünf Minuten in tiefem Schlaf, während ich eine Stunde lang nach der passenden Schlafposition auf dem Fahrersitz suchte. Na ja, schließlich habe ich auch ganz gut geschlafen und die Nacht war erheblich erholsamer als befürchtet. Morgens hatten wir dann Glück, dass wir mit einem Zweitschlüssel die Tür öffnen konnten, obwohl der Schlüssel von innen steckte. Also Erleicherung statt Stress. Und ich habe gelernt, dass „verschlossene Tür“ „puerta cerrada“ heißt. Witzigerweise heißt „un hombre cerrado“ auch soviel wie „ein kleinkarierter Mann“.

Heute Morgen ging es dann knapp vier Stunden quer durch die Republik nach Samara an den Pazifik. Die Samara Palm Lodge (http://www.samarapalmlodge.com) gefällt mir ausgesprochen gut und wird von einem Schweizer Ehepaar geführt (Bri und Lothar). Die Strände hier gelten aus ausgesprochen schön (https://costarica.org/de/straende/guanacaste/samara); schade, dass ich kein so großer Strandfan bin. Vor allem sind die besonders schönen Sandstrände für mich einfach Natur mit einem Haufen Sand. Die Fauna ist in der Regel dürftig und die Flora ebenso. Hm … Ich werde trotzdem mal dorthin spazieren und genießen, was es zu genießen gibt. Wie es sich für solche Strände gehört, tobt hier der touristische Bär. Glücklicherweise liegt unsere Unterkunft 200 Meter außerhalb. Ich sitze hier grade am ca. zehn Meter langen Pool (in Portalform mit einem Rundbogen auf der einen Seite), in dem ich mich schon erfrischt habe. Links von mir steht die sogenannte Honesty Bar mit Getränken, die jeder selbst aufschreibt.