Ökologischen Nationalismus abschaffen

Vermutlich hast auch Du ein Lieblingstier, liebe Leserin, Hunde, Katzen, Elefanten, Koalas und wie sie alle heißen; nur in Ausnahmefällen Ratten oder Schlangen. Aber auch das gibt es. Adolf Hitler beispielsweise stand auf Schäferhunde (na ja, wen wundert’s, Skorpione hätten auch gepasst). Aber damit bin ich schon gleich tief im Thema: Tiere zu mögen oder ein freundliches Verhältnis zur Natur zu haben, bedeutet noch lange nicht, auf Seiten einer lebenswerten Zukunft zu stehen.

Aus Provokationsgründen behaupte ich mal: im Gegenteil. All die Kröten- und Gorilla-RetterInnen (für die ich durchaus ­– der Tiere halber – Sympathie hege), könnten durchaus Menschenhasser sein. Das schlösse sich nicht aus, leider. Ich bezeichne sie deshalb als ökologische NationalistInnen. Sie schauen einfach nur auf ihr Interessengebiet und alles andere ist ihnen möglicherweise wurscht. Denkbar ist auch, dass die Gorilla-RetterInnen auf die KrötenretterInnen herabblicken, denn Kröten gibt’s weltweit doch noch viele, während die Gorillas am Aussterben sind. Stimmt doch, oder? Jedenfalls, wenn wir uns auf diese Gesprächsebene einlassen. Damit wären die GorillaretterInnen wichtiger und hätten mehr Recht. Müssten sie dann nicht versuchen, die KrötenretterInnen zu missionieren, das einzig Sinnvolle zu tun, nämlich Gorillas zu retten?

An so einem Beispiel wird schnell deutlich, wie absurd das Ganze ist. Auf diesem Niveau könnten Deutsche gegen Österreicher argumentieren, Österreicher gegen Portugiesen, Portugiesen gegen Marokkaner und so fort. Nationalismus hat die Eigenart, seine jeweilige Nationalität als die wichtigere (oder gar bessere) gegenüber allen anderen abzugrenzen. Womit ja auch die Grundlage für Kriege gelegt wäre.

Darf ich also mein Deutschland, meine Sprache, meine Kultur nicht lieben? Ist das unmoralisch? Mitnichten, im Gegenteil; bei mir heißt das Heimatliebe und scheint mir sogar eine Art menschliches Grundbedürfnis zu sein. Mit Nationalismus hat das allerdings nichts zu tun. Im Gegenteil: Indem ich mein Recht auf Heimatliebe ausübe, gewähre ich es automatisch allen anderen Menschen auf der Welt. Ich kann und darf also mein Würzburg genauso lieben wie der Krötenretter seine Kröten. Nationalismus ist eine ideologische, oft feindselige Kopfgeburt, Heimatliebe ist ein freundliches Gefühl.

Eine ökologische Grundhaltung erfordert aber einen sehr viel weiteren Horizont. Als KrötenretterIn freue ich mich, dass es auch GorillaretterInnen gibt und Schlangen-, Spinnen- und KlimaretterInnen. Warum? Weil ein ökologisches Weltverständnis mit naturschützerischer Wichtigtuerei ebenso wenig gemeinsam hat wie Menschenliebe mit Nationalismus. Im ökologischen Weltverständnis begreifen wir unseren ganzen Heimatplaneten als ein unfassbar wertvolles Riesenbiotop inmitten eines weitestgehend lebensfeindlichen Universums. Weshalb zu einem ökologischen Weltverständnis gehört, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun, um dieses unser gemeinsames Weltbiotop zu einer guten Welt für uns alle zu machen. Erst wenn die Freundschaft zwischen uns und unserer Mitwelt wiederhergestellt ist, wartet eine lebenswerte Zukunft auf uns. Menschen, die das verstanden haben, zähle ich übrigens zur sozial-ökologischen Wandelbewegung.

Bist du dabei?