10. Januar 2025
Grade schau ich mal die „Sehenswürdigkeiten“ von Mallorca an. Dabei stieß ich u.a. auf das große Aquarium. Eintrittskarten ab 32,50 Euro. Na, dann eben nicht, hab in meinem Leben schon viele Aquarien gesehen. Dafür geh ich lieber essen. Höhlen hab ich auch schon gesehen ohne Ende und die Nachtbootparty: Na ja, wie kann man denn „juckt mich gar nicht“ noch steigern? Ne geführte Mountainbike-Tour wär was gewesen, wenn ich dreißig Jahre jünger wär. Was mich reizt, wäre die „Valldemosa und Tal von Soller Tour“, weil ich da sowieso nochmal hin will und in diesem Fall ist es eine Halbtagestour mit einem alten Zug, der durchs Gebirge zuckelt. Ach, und ne sehr gelobte Tapas+Kultur-Tour durch Palma klingt auch verlockend.
Ich werde mich in Kürze hoffentlich mit einer bekannten Persönlichkeit treffen, die in Palma wohnt (den Namen nenne ich hier lieber öffentlich nicht) und hoffe, dass ich dabei auch ein, zwei Geheimtipps bekomme.
12. Januar
Gestern hab ich mir eine Küstenwanderung bei Betlem vorgenommen, im Nordosten von hier. (Grade merke ich, dass ich jetzt gar keine Lust habe, dies zu schreiben, mal sehn, wo das hinführt.) Es war zum ersten Mal ein stark bewölkter Himmel und ziemlicher Wind. Wer ca. drei Kilometer lange Weg selbst war bequem zu gehen, von minimalen Abstufungen rauf und runter ginge es gemütlich am Ufer entlang. Es sind auch einige recht gute Aufnahmen dabei gelungen, denn links, zum Meer hin, gab es einige beeindruckende Abbrüche. Auf dem Hinweg kamen mir etliche Paare entgegen, mal gemischt, mal nur Frauen und einmal zwei Männer. Mit einer Ausnahme alles Spanier.
Ich hatte am Tag davor zum ersten Mal ein neues Verständnis dafür bekommen, was Meditation eigentlich ist und auch im Alltagsprozess sein kann: mein Körper, der, in die Zeit eintauchend, sich vom Fluss der Zeit befreit, indem er sich mit ihrem Wesen verbindet. In der Meditation erfahre ich mich, die Welt und die Zeit als eine Einheit, die vom Denken künstlich in einzelne, unverbundene Biotope zerteilt wird. Es war für mich beeindruckend, wie ich mehrmals, zeitweise über längere Zeitspannen, erleben konnte, wie der Boden, dessen steinerne Oberfläche ich mit meinen Schuhen deutlich fühlbar betrat, sich in meinem Inneren organisch weich anfühlte und auch weich blieb, während die Zeit keine Rolle mehr spielte. Am Ende des relativ breiten Weges vermutete ich noch einen Pfad ins Gelände, aber als ich zum zweiten Mal vor Dickicht stand, hab ich’s aufgegeben.
Auf dem Rückweg entdeckte ich in einer Felswand, in ca. 100 Meter Höhe am Hang oberhalb des Wegs zwei Höhlen, die eine flacher, die zweite ein Stück höher konnte tatsächlich ein Höhleneingang sein. Hinter mir zog schon eine Regenwand herauf, aber diese beiden „Höhlen“ reizten mich. Ich suchte nach einem möglichen Pfad, eventuell direkt an der Felswand nach oben, aber da war kein Pfad. Also hab ich mir eben aufs Geratewohl den Weg durchs relativ steile Gelände nach oben gebahnt. Es gab viel brust- bis mannshohes Gesträuch und hohe, harte Gräser, an denen ich mich festhalten und hochziehen konnte. Na, die erste Höhle war denn wirklich nur eine bessere Vertiefung; die zweite lag ca. 20 Meter höher, so dass der kurze Weg mich genügend verlockte, weiterzusteigen. Die letzten drei Meter waren dann reines Klettern am Fels, der aber fest war und einige gute Griffe bot. Kaum war ich oben, war ich eingehüllt von Ziegenköttel-Duft. Die kleinen runden Klümpchen, die den Boden übersäten, waren zwar alle trocken, doch ganz eindeutig war dies ein Bergziegen-Unterstand, tief genug, dass vermutlich zehn Ziegen hineingepasst hätten, aber eine Höhle war es nicht. Und jetzt kam ich als menschliche Ziege dazu. Natürlich musste ich ein paar Fotos schießen, bevor ich wieder an den Abstieg denken konnte. (Die dunkle Wetterwand war nicht heller geworden, dafür näher gerückt. Tatsächlich erwiesen sich die drei Meter Fels abwärts dann doch als schwieriger als gedacht. Vor allem: Wo konnte ich mich gut festhalten, während ich mit den Füßen nach einem Halt tastete? Am Schluss musste ich dann für einen guten Griff mit den Händen einige Köttelhäufchen beiseite fegen. Es war hier wie bei meiner letzten Kletteraktion: Ich musste mich ein paar Minuten gedanklich und gefühlsmäßig mit der Situation vertraut machen, bis ich den Eindruck hatte: Ja, so geht’s. Der restliche Weg nach unten war dann einfacher als der nach oben, weil ich im Blick nach unten das Gelände besser abschätzen konnte.
Ungefähr ein Drittel des Rückwegs bekam ich dann doch noch Regen ab, was aber nicht sonderlich unangenehm war, 18 Grad hatte es ja trotzdem.
Gegen halb vier war ich am Auto. Was nun? Ich hatte unterwegs hierher gesehen, dass Petra ziemlich am Weg lag, das könnte ich doch noch mitnehmen, war vielleicht ein Umweg von zehn Kilometern. Ist auch ein sympathisches, spanisches Landstädtchen, nur frage ich mich, wieso diese Orte derart ausgestorben sind? Das sind ja keine Touristenorte.
Zwei Richtungen, ein Eindruck

Ausgestorbenes Petra1

Ausgestorbenes Petra2
Ich hab dann eine Art Zentrum mit zwei offenen Cafés entdeckt. Als ich im ersten fragte: Tiene algo para comer? (Haben Sie was zum Essen?), hat mich der Mann nur verblüfft angeschaut und vehement mit dem Kopf geschüttelt. Dafür sprach die Bedienung im zweiten fließend Deutsch (von den sieben Tischen waren vier besetzt, drei davon mit Deutschen) und meinte, sie könne mir guten Kuchen anbieten. Na also, immerhin. Das Ergebnis konnte sich schmecken lassen: eine mallorkinische Bananentorte (die trotz viel Creme lecker war) und ein gute Tasse Kaffee dazu.
Auf dem Heimweg lag noch Porreres, an dem ich auch schon öfters vorbeigefahren war. Diesmal also auch noch Porreres anschauen, eine ungefähr doppelt so große Kleinstadt wie Petra. War tatsächlich auch doppelt so belebt, aber was ist schon „scheintot“ mal zwei! Immerhin gar es in der ganz und gar ausgestorbenen, dunklen Fußgängerzone (am Samstagabend!) ein Restaurant. Nach einer etwas aufwändigen Parkplatzsuche (rückwärts in ne Einbahnstraße) ging ich da rein und irgendwie hat mir die provinzielle Atmosphäre dort gefallen: ausschließlich spanische Gäste – vielleicht so an die zehn – und drei junge Männer, die mit unübersehbarer Emsigkeit Lust hatten, „Restaurant zu machen“. Einer sprach recht gut Englisch und meinte, sie hätten gute Pizza.
Also gut, ich suchte mir eine Pizza rustica aus und setzte mich an einen Tisch mit Blick zur Bar, damit ich den geschäftigen Jungs zuschauen konnte. An einem Tisch links von mir saßen zwei Männer, ein dunkler Dicker und ein alter Witwer (vermute ich deshalb, weil er so ungepflegt war). Ich frage ihn, ob ich ihn fotografieren dürfte, was er erst andersherum verstand; aber dann setzte er sich in Positur und lächelte ins Handy (ich lass das Bild aus atmosphärischen Gründen, obwohl es unscharf ist). In der Zwischenzeit hatte sich schräg mir gegenüber ein Mann um die 60 an den Tisch gesetzt, im Vergleich zu dem der Alte hoch gepflegt war. Mein Tischnachbar nahm mich nicht zur Kenntnis. Er hatte große Augen wie Kohlen und eine überdimensionale, hängende Unterlippe, die er unter die Öffnung der Coladosa schob, die er sich an der Bar erworben hatte und aus der er gierig trank. Eindeutig colasüchtig, dachte ich mir. Da er über mich hinweg nach oben schaute, stellte ich fest, dass hinter mir an der Wand ein großer Bildschirm hing, auf dem ein Fußballmatch übertragen wurde. Das war auch der Punkt, wo die beiden Alten am Tisch links neben mir schauten. Inzwischen war auch meine vegetarische mit viel Gemüse gekommen. Hat mir ausgesprochen gemundet, dazu ein kleines Gläschen Hauswein.
Der Heimweg war ausgesprochen romantisch: rechts von mir sank die Sonne zum Horizont und links über mir stand der Vollmond. Als ich so, romantisch gestimmt, auf Campos zufuhr, gab mein Handy den Geist auf, Ladekabel hatte ich nicht mitgenommen. Aber dann erinnerte ich mich, dass Sa Rapita in Campos gut ausgeschildert ist. So war es dann auch. Gegen halb sieben war ich zu Hause. Hab dann tatsächlich noch einen ganzen Essay verfasst (aber bis jetzt noch nicht gegengelesen). (So, jetzt hat das Schreiben doch funktioniert, es ist wie mit der Liebe, die mit der Zeit kommt.)
Grade will ich meine Aufnahmen hochladen, aber wieder einmal kann ich sie nur auf der Kamera anschauen, nicht aber über das Lesegerät am Rechner (der keinen Slot für die Karte hat). Auf Julians Rechner sind sie zu sehen. Er kann’s mir runterladen. Ich brauche ein neues Lesegerät, das hier scheint im Eimer zu sein.
danke für die Berichte, lieber Bobby, und ja, das mit der Meditation ist eine wunderbare Sache. Ich hatte 1992-93 bei meinen Spaziergängen um das Kloster
mich einmal als Wurm das andere mal als Maulwurf visualisieret und mich direkt mit dem Inneren der Erde verbunden gefühlt, eine solche Meditation
ist für mich deshalb besondern da die beiden Tiere letztlich ja ohne „Augen“ unterwegs sind; spannend, habe ich sehr oft wiederholt.
Dir weiterhin viel Spannunge, Erlebnisse und positive Beziehungen.